Dao

Kapitel 7 – Yin und Yang

Abschnitt 2

Wir hatten uns nun schon recht gut eingelebt und ich dachte daran, mir die Landschaft und die anderen Bauwerke, die Wang Lee erwähnt hatte, einmal anzusehen, als mir der Wintereinbruch einen Strich durch die Rechnung machte.
Der milde sonnige Herbst ging plötzlich in einen sehr strengen Winter über. Da ich nicht damit vertraut war, wie Datumsangaben des Chinesischen Kalenders in unsere Zeitrechnung umgesetzt werden konnten, war ich nicht in der Lage zu sagen, was für einen Monat wir hatten, als der Kälteeinbruch kam und es anfing, heftig zu schneien. Doch diese dünne, weiße Decke hielt sich nicht gar so lange, aber etwa zwanzig Tage später kam der nächste Kälteeinbruch mit Sturm und Unmengen von Schnee. Dieser blieb dann bis zum Frühjahr liegen. Während dieser Zeit gab es nur wenige Tage, an denen es ein klein wenig taute, bis auf etwa eine Woche zur Halbzeit des Winters. In dieser Woche wurde es relativ mild und das hatte weitreichende Folgen. Die Gebirgsbäche konnten das Wasser kaum noch fassen und in den Tälern gab es Überschwemmungen. Doch auch diese Woche ging vorüber und es kam neuer, sehr nasser und schwerer Schnee. Viele Äste brachen unter dieser Last und Berge von Schnee türmten sich an Plätzen, wo sie der Wind zusammenwehte. Man hatte Mühe, von einer Stelle zur anderen zu gelangen, und unsere Trainingsstunden wurden dadurch sehr eingeschränkt. Nach Tiang Li Yangs Aussagen hatten sie schon lange nicht mehr einen so strengen Winter gehabt und als er gar nicht enden wollte, machte er sich langsam Sorgen um die Versorgung des Klosters. Doch gerade als es eng wurde, besiegte der Frühling das kalte Wetter.
Wang Lee hatte die kalte Jahreszeit genutzt, um mich mit der chinesischen Schrift vertraut zu machen. Es gestaltete sich aber äußerst schwierig für mich, diese Art des Schreibens zu erlernen. Da es eine richtige Kunst ist, die Zeichen mehr gemalt als geschrieben werden und zu allem Überfluss auch noch Hunderte dieser Zeichen existieren, war ich mehr als überfordert. Ich war es gewohnt, dass ein Buchstabe ein Laut war, sich aus den Buchstaben das Wort zusammensetzte und daraus der Satz gebildet wurde. Doch hier verhielt es sich ganz anders. Ein Schriftzeichen war in der Regel eine Silbe, oder manchmal auch ein ganzes Wort. Das war eine große Umstellung für mich und wir waren im Frühjahr noch nicht sehr weit gekommen. Doch Wang Lee war ein geduldiger Lehrer und gab nicht auf.
Als der Schnee geschmolzen war, lockten uns die ersten warmen Tage hinaus in den Sonnenschein. Ich bat Tiang Li Yang, uns den Weg zu einigen Sehenswürdigkeiten zu beschreiben und machte mich dann mit Wang Lee auf, um mir die nähere Umgebung genauer anzusehen. Wir nahmen uns ein wenig Wegzehrung mit und begaben uns auf einen Streifzug durch die Bergwelt des Wudangshan.
In Shaolin war die Landschaft viel karger gewesen, doch hier war jeder Fleck, wo eine Pflanze Wurzeln schlagen konnte, grün. Am Morgen waren die Gipfel oft in Nebel gehüllt, doch wenn die Sonne durchkam und wir einen günstigen Aussichtspunkt erreichten, bot sich uns eine wunderbare Landschaft dar.
Wir sahen viele kleine Klöster und oftmals auch bloß kleine Tempel oder Schreine, die direkt auf den Gipfeln der Berge gebaut waren. Es waren beschwerliche, oft mehrere Stunden andauernde Aufstiege nötig, um sie zu erreichen. Dennoch trafen wir nicht selten Menschen dort an, die ihre Gebete verrichteten. Als ich Tiang Li Yang später einmal danach fragte, sagte er mir, dass das mit ihren Glauben zusammenhänge. Die Menschen fühlten sich auf den Gipfeln den Göttern näher und glaubten, dass ihre Gebete so eher erhört würden.
Als wir schon einige Tage kreuz und quer durch die Umgebung gestreift waren, sahen wir in der Ferne einen palastähnlichen Tempel, der ein wenig unterhalb eines Berggipfels erbaut worden war. Wir erkundigten uns bei einem Einheimischen danach und dieser sagte uns, dass es der Zixiaogong, der Palast der purpurnen Wolken, sei.
Wir entschlossen uns, diesen Tempel noch zu besichtigen und dann den Rückweg anzutreten. Was wir sahen, war mir diesen Weg auf jeden Fall wert. Es war wirklich ein Palast, der auf einer dreistufigen Plattform stand. Er hatte rote Wände und ein zartgrünes, zweistufiges Dach. Eine große steinerne Treppe führte, unterbrochen von mehreren Absätzen, zu dem Gebäude hinauf. Als wir den Tempel betraten, bewunderte ich besonders zwei große steinerne Schildkröten, die den Haupteingang bewachten. Über diesem waren wunderschöne, buntbemalte, steinerne Reliefs, in denen vergoldete Drachenfiguren besonders hervorgehoben waren. Auch groteske Götterfiguren und andere Schutzgeister waren mit abgebildet. Die Figuren und Reliefs in der Haupthalle stellten Geschichte und Legenden des Taoismus dar. Doch leider konnte mir Wang Lee nicht sehr viel davon erklären. Doch schon die Möglichkeit, sich das ansehen zu können, war ein Geschenk. Überall waren Schreine und Götterfiguren zu sehen, vor denen Mönche oder auch einfache Bergbewohner ihre Gebete verrichteten. Nachdem ich diese einzigartige Atmosphäre eine Weile in mich aufgenommen hatte, gingen wir wieder leise, um niemanden zu stören, hinaus.
Dort schauten wir uns kurz um und betraten dann eine Halle auf der linken Seite des Haupteingangs. In diesem Raum befanden sich einige große Statuen, und hinter diesen tasteten sich Pilger durch absolute Finsternis von einer Seite zur anderen. Nachdem sich Wang Lee bei einem Mönch erkundigt hatte, erklärte er mir, dass dies die Halle des Glücks sei und der dunkle Gang sei dazu da, alles Unglück abzustreifen.
Ich verstand das nicht ganz und Wang Lee erläuterte mir, dass dieser Gang nach dem taoistischen Glauben eine besondere Magie habe und wenn ein unglücklicher Mensch da entlang, durch die Dunkelheit gehe, könne ihm das Unglück nicht folgen und er verließe als glücklicher Mensch diesen Ort. Daher der Name, Halle des Glücks. Wir folgten dem Beispiel der Pilger, doch von einer besonderen Magie spürten wir nichts. Vielleicht war ja auch unser fehlender Glaube daran schuld, denn bei anderen, die diesen Weg gingen, sah ich am Ausgang glückliche Gesichter.
Wir verließen die Halle des Glücks wieder und verweilten einen Moment auf den Stufen vor dem Eingang. Von dieser Stelle aus hatte man einen guten Ausblick. An das steinerne Geländer gelehnt, konnten wir über die Dächer der angrenzenden Gebäude schauen. Der Nebel einiger tiefhängender Wolken, die über diese Anlage zogen, ließ die Wächterfiguren auf den Dächern zum Leben erwachen. Da war ein Drache, dessen heißer Atem über die Schindeln wehte und weiter oben war eine Löwenfigur, die sich grimmig dreinschauend nach vorne zu beugen schien.
Nach einer Weile spürte ich Wang Lees verwunderten Blick und ich holte schon Luft, um ihm meine Gefühle zu erläutern, doch ich konnte ihm ja kaum erklären, dass ich mich wie ein Tourist in einer anderen Epoche fühlte.
Die Nacht verbrachten wir in einer Herberge, die im Tal unterhalb des Berges lag. Der Wirt erzählte uns, dass es in der näheren Umgebung sehr viele Höhlen und Grotten gebe. Wir entschlossen uns, auf dem Rückweg zum Wudang-Kloster noch ein oder zwei davon zu besuchen. Nachdem wir eine gute Wegbeschreibung zu einigen von ihnen erhalten hatten, brachen wir auf.
Wir hatten schon eine Grotte mit vielen Tropfsteinen und Versteinerungen besichtigt und waren, bis wir fast die Orientierung verloren, in ein ausgedehntes Höhlensystem eingedrungen. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen und wir entschlossen uns, die Nacht in einer kleineren Höhle zu verbringen, die nach der Beschreibung des Wirtes nicht mehr weit weg sein konnte. Nach längerem Suchen fanden wir den Eingang dann auch. Versteckt zwischen Bäumen und Gestrüpp führte an einer steil abfallenden Felswand ein schmaler Steig entlang. Nachdem man um einen Felsvorsprung herumgestiegen war, kam man zu einem etwa einen Meter hohen und zwei Meter breiten Loch, das in den Berg hineinführte. Nach ungefähr acht Metern wurde der Gang größer und man konnte aufrecht weitergehen. Wir erreichten eine große hallenförmige Erweiterung. Die Laterne, die wir draußen angezündet hatten, konnte diesen großen Raum nicht ausleuchten und das schwindende Tageslicht, das vom Eingang her und einer Öffnung weiter oberhalb hereinschien, reichte nicht mehr aus, um genügend zu sehen.
Da es an diesem Ort relativ trocken und windgeschützt war, waren wir mit diesem Quartier recht zufrieden. Wir erkundeten diesen Ort, soweit das im Schein der Laterne möglich war und entdeckten eine alte Feuerstelle. Anscheinend waren wir nicht die Ersten, die diese Stelle als Lager nutzten. Die wenigen trockenen Äste, die noch daneben lagen, waren nicht ausreichend für ein gutes Feuer. Deshalb gingen wir noch einmal hinaus und suchten im Dämmerlicht nach trockenem Holz. Als wir dann am warmen Feuer saßen, hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass es in dieser Höhle unangenehm roch. Doch vom Eingang her wehte frische Luft herein und bald dachte ich, dass es nur Einbildung gewesen sei. Wir wickelten uns in unsere Decken und schliefen ruhig ein.
Kurz vor dem Morgengrauen wurde ich munter. Es war doch kein Hirngespinst gewesen und nun war es viel stärker als am Abend. Einschlafen konnte ich nun nicht mehr, denn ich überlegte die ganze Zeit, wo dieser Gestank wohl herkäme. Bald merkte ich, dass auch Wang Lee davon erwacht war. Leise tauschten wir unsere Gedanken darüber aus, doch keiner von uns hatte eine Erklärung dafür. Es wurde so unangenehm, dass wir es nicht mehr aushielten und ins Freie flüchteten. Die frische, kühle Morgenluft tat uns sehr gut und wir atmeten tief durch. Ein hellgelber Schimmer am Horizont deutete den kommenden Morgen an und wir setzten uns, in unsere Decken gehüllt, an der breiteren Stelle vorm Eingang nieder.
Mit dem Tagesanbruch kam eine sachte Brise auf und vertrieb die restliche Müdigkeit. Durch den leichten Dunst am Horizont bahnten sich die Sonnenstrahlen langsam ihren Weg. Erst war es nur ein ausgefranster gelber Fleck, der einen leicht rosa gefärbten Schimmer über die verschwommen sichtbaren Berge schickte. Doch bald wurde der Morgennebel besiegt. Immer mehr Konturen wurden sichtbar und die Landschaft erstrahlte in ihrer ganzen Pracht. Aus den Tälern krochen Dunstschwaden die Hänge hinauf und verloren sich, bevor sie die Gipfel erreichten. An einem Pass zwischen zwei größeren Bergen schwappte der Nebel darüber und löste sich erst im Wind auf der anderen Seite auf.
Nun waren wir froh darüber, dass wir so zeitig herausgekommen waren und dieses Schauspiel miterleben durften. Erst als wir uns wieder durch den Eingang zwängten, erinnerten wir uns an den Grund unserer Flucht. Doch die leichte Brise, die mit uns hereinwehte, hatte den üblen Gestank schon vertrieben. Wir fragten uns schon, ob wir nur schlecht geträumt hätten, als Wang Lee wieder in eine solche Wolke geriet. Jetzt wollten wir der Sache doch auf den Grund gehen und schauten uns weiter um. Durch eine Öffnung schräg über dem Eingang fiel nun genügend Licht herein, um den größten Teil der Höhle auszuleuchten. Wir befanden uns in einer großen Halle, die mit ihrer kuppelförmigen Decke wie eine Kathedrale wirkte. Im hinteren, linken Bereich war eine dunkle Öffnung. Doch als wir mit der Laterne dort hinkamen, konnten wir durch einen etwa ein bis eineinhalb Meter hohen Gang höchstens noch zehn Meter in den Berg vordringen, dann kamen wir an den Rand eines grün schimmernden Wasserbeckens. Soweit das Licht unserer Laterne reichte, schien sich dieser unterirdische See fortzusetzen und die Decke war an einigen Stellen so niedrig, dass sie fast die Oberfläche berührte. Hier schien die Luft auch nicht so schlecht zu sein. Wir gingen den Gang wieder zurück und suchten weiter. Doch bis auf einige Dinge, die auf menschliche Anwesenheit in nicht allzu langer Vergangenheit hindeuteten, fanden wir nichts Außergewöhnliches. Aber immer wieder einmal gerieten wir in eine Wolke aus schlechtem Geruch. Wir wollten schon aufgeben, als Wang Lee eine Stelle entdeckte, an der man nach oben klettern konnte. Einige dieser Tritte und Griffe schienen nicht natürlichen Ursprungs zu sein und je weiter wir nach oben kamen, umso schlechter wurde die Luft.
In einer Höhe von vielleicht sieben Metern zogen wir uns auf eine ebene Fläche. Von unten hatte man das gar nicht gesehen, doch wir befanden uns nun auf einer Art Galerie, die den gesamten vorderen Bereich einnahm. Wie eine flache Mulde bis zur Wand abfallend zog sich diese über eine Länge von vielleicht zwanzig und über eine Tiefe von vier bis fünf Metern hin. Auf der Seite, an der wir hochgeklettert waren, führte im ersten Drittel ein Gang schräg nach oben. Aus diesem fiel das Licht von oben in die große Halle, in der wir übernachtet hatten. Diese Öffnung war vielleicht drei bis vier Meter hoch und zwei Meter breit und aus ihr wehte uns die schlechte Luft entgegen.
Man konnte es kaum noch aushalten, und ich wollte Wang Lee schon bitten umzukehren. Doch dieser hatte schon die ersten Schritte gemacht und ich folgte ihm. Dabei atmete ich möglichst durch den Mund, um den Gestank nicht ganz so sehr wahrzunehmen.
Nachdem wir etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, wurde mir plötzlich klar, nach was es hier roch. Es war Verwesungsgestank, der uns entgegenwehte. Ich grübelte noch darüber nach, welches Tier hier wohl verendet war, denn die Öffnung musste seitlich vom Eingang in der Steilwand sein, als ich erschrocken einen Schritt zurückwich. Wir hatten den Ausgang erreicht und Wang Lee war abrupt stehen geblieben. Als ich neben ihn trat, fiel mein Blick auf einen schon leicht verwesten Toten.
Wir zwängten uns an der Leiche vorbei ins Freie, um erst einmal Luft zu holen. Nachdem wir uns von unserem ersten Schreck erholt und die frische Luft in tiefen Zügen eingeatmet hatten, schaute ich mich um. Der Gang endete in einer Art Blase und einer Öffnung von vielleicht fünf Metern Durchmesser in der Felswand. Dieses Loch war höchstens von ganz unten sichtbar, denn von allen anderen Seiten wurde es durch die vorspringenden Felsformationen gedeckt. Dadurch war es auch nicht möglich, von hier aus die Höhle zu betreten. Der Tote musste also, wie wir auch, von unten gekommen sein.
Ich schaute mir diesen nun näher an. Er lag auf einer erhöhten, ebenen Stelle. Wahrscheinlich hatte er dort, an die Wand gelehnt, gesessen und war dann nach der Seite weggesunken. Von dieser geschützten Position aus hatte man einen guten Blick über die Landschaft draußen. Der Tote hatte eine Decke um sich geschlungen, die beim Umfallen verrutscht war und dadurch einen Teil des Oberkörpers freigelegt hatte. Die Gesichtszüge waren schon leicht von der Verwesung verunstaltet, doch man konnte noch sehen, dass er zum Zeitpunkt seines Todes nur noch Haut und Knochen gewesen war. Das wirre, lange Bart- und Kopfhaar deutete darauf hin, dass er vermutlich über längere Zeit allein hier gelebt hatte.
›Kein Wunder, dass es so gestunken hat‹, sagte Wang Lee plötzlich.
Ich schrak leicht zusammen. ›Ja, puuh. Was er wohl hier so allein gemacht hat?‹
›Ich vermute, es war ein Einsiedler, der sich zum Meditieren hier in diese Höhle zurückgezogen hatte.‹ Nachdenklich schaute er ihn an und setzte dann leiser hinzu: ›Er hatte sicherlich nicht mit diesem langen und strengen Winter gerechnet und ist dann hier entweder erfroren oder gar verhungert.‹
›So wie der aussieht, würde ich eher auf verhungert tippen, denn wir haben doch in der ganzen Höhle nichts Essbares gefunden.‹
Schweigend sahen wir noch einen Augenblick auf ihn herab, und dann fragte ich:
›Was machen wir nun? So liegen lassen können wir ihn doch nicht!‹
›Hmmm.‹ Nachdenklich brummte Wang Lee und schaute sich um. ›Hier oben kommen zwar höchstens Vögel an ihn heran, doch auch diese Schändung ist nicht vertretbar. Aber runterschaffen und draußen beerdigen können wir ihn nicht, wir sind ohne Gepäck gerade so heraufgekommen und Seile haben wir nicht mit.‹
›Und wenn wir Steine holen und ihn damit zudecken? Drinnen auf dieser Galerie lagen genügend davon rum.‹
›Dann würde ich ihn schon eher mit reinnehmen und ihn in eine von den Nischen, die in der Felswand sind, betten.‹
›Ist vielleicht die beste Lösung. Wir können ihn ja in seine Decke wickeln, die scheint groß genug dafür zu sein und tragen ihn dann hinein.‹
Doch so leicht, wie ich mir das vorgestellt hatte, war das auch wieder nicht. Zum einen war die Verwesung schon weiter fortgeschritten, als ich dachte und ich bekam Angst, dass er beim Bewegen auseinanderfallen würde, und zum anderen raubte der Geruch uns fast die Besinnung. Nachdem wir mehrmals frische Luft an der Felswand geschöpft hatten, war es uns endlich gelungen, ihn in die Decke zu wickeln. Dann kam die nächste Schwierigkeit. Die Decke war, wahrscheinlich vom Leichenwasser, nass gewesen und drohte nun, beim Tragen zu zerreißen. Erst nachdem ich runtergeklettert war und draußen zwei starke Äste geholt hatte, die wir dann zum Tragen nutzten, gelang es uns, ihn zu transportieren.
Wang Lee hatte in der Zwischenzeit eine geeignete Stelle gefunden und einige Vorbereitungen getroffen. Nicht weit vom Gang war am Fußboden ein Felseinschnitt, in den wir ihn hineinschieben konnten. Dann schichteten wir die Steine, die Wang Lee schon bereitgelegt hatte, vor dieser Spalte auf und wuchteten noch eine größere Felsplatte davor. Nun konnte ganz bestimmt kein wildes Tier mehr an ihn heran und auch vom Verwesungsgeruch bemerkte man kaum noch etwas.

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