Höhendiagramm

Wundervolle Begegnungen

Tag 33: Beim Öffnen der Tür am Morgen geht uns gleich das Herz auf. An der Türklinke hängt ein Beutel mit frischen Brötchen und auf der Fußmatte steht ein Korb mit unserer frisch gewaschenen und gelegten Wäsche. Obenauf ein Zettel an uns:

Ihr Lieben
Wir wünschen euch eine gute und bewahrte, eindrückliche und freudige Weiterreise.
Über eine Bewertung auf unserem Gästebuch unter www.thurgau-unterkunft.ch würden wir uns sehr freuen.
Schön, dass ihr da wart!

Herzliche Grüße Carole und Martin

Da möchte man doch antworten. „Schön, dass wir bei euch übernachten durften!“, aber leider können wir das nur über den Eintrag im Gästebuch und einer Notiz auf dem Zettel machen, denn sie sind schon auf dem Weg zur Arbeit, als wir das lesen.
Das Loch, in dem ich Tage zuvor noch steckte, habe ich verlassen und die Sonne lacht wieder in meinem Herzen.
Gestärkt und frohgemut nehmen wir den Angriff aufs Hörnli vor. Also, erst einmal bis zum Kloster Fischingen, was die Steigung betreffend, noch gut zu wandern ist.

leichter Anstieg

Weil wir auf unserer bisherigen Reise schon einige Klöster und Kirchen intensiv bewundert haben, verzichten wir darauf das Innere der Anlage weiter in Augenschein zu nehmen. Es bleibt bei einer Besichtigung der äußeren Anlage.
Nach einer kurzen Rast geht es weiter. Vor uns taucht ein Pilger auf, dessen Ausstattung ich nicht gleich zuordnen kann. Trägt der etwa einen aufgespannten Regenschirm mit sich rum? Bei Sonnenschein und dieser Wärme?
Mitnichten, es ist ein Sonnenschirm, der an die Gurte des Rucksacks montiert ist. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen.

Sonnenschirm

Wir überholen uns einige Male gegenseitig, aber zu längeren Gesprächen kommt es nicht. Es entsteht nicht diese spontane Verbindung, die wir zu André haben. Ob wir den heute wieder sehen? Er hatte angedeutet, dass es passieren könnte, weil er sicher später startet als wir. Naja, er hat in Fischingen übernachtet, dass wir gerade erst erreicht hatten, vielleicht ist er schon über alle Berge.

Da hat aber jemand gut an die Wanderer gedacht:

Öko Klo

von Innen
Jetzt geht es langsam los mit dem Anstieg auf Hörnli. Bis Au noch über gut begehbare Wege. Aber jetzt wird es anstrengend. Eine schier endlos erscheinende Folge von Treppenstufen hinauf. Zwischendurch wieder kurze, teils steile Wegpassagen, dann wieder Treppen. Und das über circa 400 Höhenmeter. Nur gut, dass der größte Teil dieses Weges im Wald verläuft, denn wir haben es schon ordentlich warm.

Hörnliaufstieg

Auf dem Hörnli angekommen haben wir ungefähr 500 Höhenmeter seit Oberwangen überwunden. Das verlangt nach einer Rast in der Außenanlage des Berggasthofes Hörnli. Wir gönnen uns einen Kaffee.
Jimmy kommt an und setzt sich an den Nebentisch. Nun entspannt sich doch ein etwas längeres Gespräch, bis er sein bestelltes Essen bekommt. Und da – wir können es kaum glauben – kommt André an.
Er setzt sich zu uns und die Freude übers Wiedersehen beruht ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Dennoch brechen wir dann etwas früher auf, weil wir noch die letzten Meter bis zum Aussichtspunkt in Angriff nehmen wollen.
Der Rundblick soll eigentlich gigantisch sein, ist es aber leider nicht. Immer noch wird die Fernsicht durch Dunst behindert. André sagt, in den Nachrichten wurde davon gesprochen, dass es Rauch von den Waldbränden in Kanada wäre. Kaum vorstellbar, bei der Entfernung. Aber wie dem auch sein, wir bedauern es sehr, dass wir die schneebedeckten Gipfel nur schemenhaft sehen können.

Dunst

Also gut, André und Jimmy sitzen noch am Tisch und schwatzen. Uns noch einmal dazu setzen wollen wir nicht, wir müssen ja den Berg wieder runter und noch bis Fischenthal laufen.
Das erste Stück der etwa 300 Höhenmeter, die wir wieder runter müssen, ist noch recht steil. Danach geht es auf breiteren Wegen teils in Serpentinen moderater weiter.
Bei einem Rückblick sehen wir, ein ganzes Stück oberhalb von uns, André und Jimmy, unverkennbar durch seinen Schirm.
Steg ist erreicht und der weitere Weg bis Fischenthal ist wenig anstrengend. Nur die Wärme wird langsam zur Belastung. Ich habe meine 3 Liter Wasser schon fast ausgetrunken, Sabine hängt noch ein bisschen hinterher. Trotzdem mussten wir uns bisher nur einmal in die Büsche schlagen. Den Rest haben wir herausgeschwitzt. Die frisch gewaschenen Sachen sind schon wieder klatschnass vom Schweiß.
Weit sind wir noch nicht von Steg weg, als uns André – der im Gegensatz zu uns keine Pause gemacht hat – wieder einholt. Anscheinend hat er sich beeilt, um noch ein Stück mit uns zu laufen, nachdem er sich von Jimmy getrennt hat, der in Steg übernachtet.
Es bleiben uns aber nur circa 2km, denn dann erreichen wir unser Etappenziel. Ob wir uns noch einmal wiedersehen wissen wir nicht, denn er übernachtet in Gibswil, dem nächsten Ort auf unserer Strecke. Naja, er geht ja dann auch weiter bis Rapperswil, vielleicht treffen wir ihn doch noch einmal. Wir würden uns auf jeden Fall freuen, weil wir den „jungen Schweizer“ inzwischen sehr ins Herz geschlossen haben.

Diesmal ist es ein Bauernhof, wo wir unterkommen. Die Wirtsleute sind im Ruhestand und ihre landwirtschaftlichen Flächen haben sie verpachtet. Es bleibt also – zum Glück für uns – Zeit, sich um Gäste zu kümmern. Das Angebot, sich mit ihnen zusammenzusetzen, wollen wir gerne annehmen, doch erst muss der Schweiß vom Körper und das Quartier für den nächsten Tag organisiert werden.
Auch die inzwischen zum Standard gewordenen Brötchen mit Langjäger verdrücken wir vorher noch. Irgendwie klappt es fast immer einen Laden zu finden, wo es die gibt.
Der Hausherr denkt schon, wir wollen uns nicht zu ihnen gesellen und kommt mit dem erbetenen Bier zu uns, doch gerade da sind wir auch soweit. Auf der Terrasse vor dem Haus sitzen wir dann gemütlich zusammen und führen anregende Gespräche. Zu einem großen Teil drehen sie sich um die Landwirtschaft, in der wir ja auch aufgewachsen sind. Auch wenn es gewaltige Unterschiede gibt, finden sich viele Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel die Arbeiten, die wir als Kinder mit erledigen mussten. Auch wenn es etwas anderes ist, ob man mit den Herausforderungen der alpinen Landschaft wirtschaften muss, oder wie bei uns, wo es nur wenige, leichte Hanglagen gibt. Die Umstellung in LPGs bei uns, die es in der Schweiz ja nicht gab, interessiert die beiden ebenfalls sehr. Alles Themen, die die Zeit nicht lang werden lassen.
Natürlich kommt auch unsere Pilgerreise zur Sprache und wir erfahren, dass sie schon Gäste hatten, die in einem Stück bis Santiago gelaufen sind. Wir legen uns da inzwischen nicht mehr fest. Unser nächstes großes Ziel ist Einsiedeln, und wenn wir das erreichen, soll das nächste Fribourg werden.
Selbstverständlich haben wir unseren Traum bis nach Santiago zu laufen nicht aufgegeben, aber wir erkennen auch an, dass uns Grenzen gesetzt sind. Unsere Kondition ist nicht mehr die, wie vor den Krebserkrankungen und natürlich sind wir auch älter geworden, was das eine oder andere Wehwehchen mit sich bringt. Es kostet uns schon erhebliche Kraft, eine Etappe wie heute zu einem großen Teil in der prallen Sonne zu laufen.
Ab dem Hörnli ging es zwar fast nur noch bergab, aber meist durch offenes Gelände. Die Temperaturen lagen am Nachmittag nach Aussage der Wirtleute bei über 30°C im Schatten. In der prallen Sonne also noch viel höher und das geht vor allem Sabine sehr hart an. Da kommen schon Bedenken auf, ob wir das meistern können, wenn es auf der weiteren Strecke zur Regel werden sollte.

Tag 34: Erholt nach einer guten Nachtruhe nehmen wir das Frühstück in den Räumen der Gastgeber ein. Kaum sind wir fertig, kommt der Hausherr mit einem Atlas. Er will unbedingt wissen, wo wir gestartet sind.
Wir müssen dann schon ein wenig Druck machen, weil sich die Gespräche sonst wieder in die Länge ziehen. Das liegt aber nicht in unserem Sinne, denn dieser Tag soll noch wärmer werden und am Morgen sind die Temperaturen noch angenehm.

Das Ziel dieser Etappe ist Rapperswil am Zürichsee und wir hoffen immer ein bisschen, dass wir André noch einmal treffen. Das könnte nur auf der Strecke geschehen, weil es von Rapperswil aus eine kurze, schnelle Zugverbindung zu ihm nach Hause gibt. Er will dann zwar auch weiterlaufen, aber ob das gleich am nächsten Tag geschieht und wir ihn noch einmal treffen, steht in den Sternen.
Einen anderen Bekannten treffen wir aber bei unserer ersten Rast. Jimmy kommt um die Ecke. Unverkennbar mit seinem aufgespanntem Regen-/Sonnenschirm. Er gesellt sich zu uns, packt seine Brotzeit aus und haut tüchtig rein.
Er zeigt sich ein bisschen verwundert, dass wir das nicht so handhaben und unser Argument, dass es sich für uns mit vollem Magen nicht gut läuft, geht ihm nicht ein. Genauso kann er es sich nicht vorstellen, ohne seinen Schirm zu laufen. So wie wir, nur mit Hut und Mütze, ohne den Schatten des Schirmes, wäre es für ihn der Horror meint er.
Tja, jeder wie er mag und sich wohlfühlt damit.
Nach einem Stück packt er seine Kamera aus und montiert sie auf ein Gestell vor der Brust. Er betreibt einen Youtube-Channel, in dem er seine Tour dokumentiert. Da wollen wir nicht unbedingt mit rein und brechen auf.
Wir treffen Jimmy noch ein paar Mal an diesem Tag, aber so eine Verbindung wie zu André entsteht nicht.
Die Weitsicht ist immer noch mies und die höheren Berge bleiben nur Schemen in der Ferne. Etwas, was wir doch bedauern.

schlechte Sicht

Schon gegen 15:00Uhr kommen wir in Rapperswil an, können aber erst um 16:00Uhr in die Herberge. Es bleibt also noch Zeit die schöne Kirche zu besichtigen. Wir sitzen auch eine Weile in der hintersten Reihe und genießen die Kühle des Raumes, bevor wir dann die Treppen hinunter in die Altstadt gehen.
Unten angekommen habe ich das Gefühl, irgendetwas ist anders bei Sabine. Ich mustere sie intensiver und erkenne, sie hat keine Brille mehr auf.
„Wo ist denn deine Brille?“, frag ich sie.
Automatisch greift sie sich ins Gesicht und schrickt zusammen.
„Ach du Schei…, die hab ich in der Kirche abgesetzt und neben mich auf die Bank gelegt.“
Jetzt nicht lange zögern denke ich und nehme ihr den Rucksack ab.
„Lauf schnell hoch und guck nach, ob sie noch da ist. Ich bleib hier und pass auf die Sachen auf“, dränge ich.

Glück gehabt, sie lag noch an Ort und Stelle. Zeit haben wir immer noch und so setzen wir uns in den Außenbereich eines Cafés.
Was sind wir nur für Kaffeejunkies!? Früh zwei bis drei Tassen und bietet sich am Tag eine Gelegenheit, dann greifen wir da auch noch einmal zu. Diesmal bleibt es bei einer Tasse und einem Stück Kuchen.

Beim Kauen erwischt: 🙂

Kaffee und Kuchen

Kurz vor 16:00Uhr klingeln wir bei der Herberge. Nichts regt sich und wir wollen schon auf die andere Straßenseite in den Schatten wechseln, als Berta daherkommt. Sie ist für diese Woche die Hospitalera in Rapperswil und lässt uns ein. Tja, und wer ist schon da … Jimmy. Er hat einfach schon viel früher geklingelt und wurde eingelassen. Vielleicht sollten wir das beim nächsten Mal auch so machen.
Der Empfang von Berta ist so herzlich wie der in Oberdischingen. Noch bevor dem Aufnahmeprotokoll Genüge getan wird, werden wir durch die Herberge geführt. Im Schlafraum mit 12 Betten, belegen wir gleich das erste Doppelstockbett, gegenüber der Tür. Diesmal wird es eine Premiere für Sabine werden, denn es sollen noch einige Pilger hinzukommen. Ein klein wenig Angst deshalb vielleicht nicht zu Ruhe zu kommen, hat sie schon. Na, wir werden sehen.
Als erstes nutzen wir die Möglichkeit, unsere verschwitzen Sachen zu waschen. Das ist schon ein großer Vorteil, wenn in einer Pilgerherberge alles dazu notwendige vorhanden ist.
Offiziell ist in der Herbergsübernachtung nur das Frühstück inbegriffen. Gegen eine kleine Spende bietet Berta aber ein Abendessen an, was wir dankbar annehmen. Darum müssen wir uns also keine Gedanken machen und können uns in Ruhe um das nächste Quartier kümmern. Etwas, wovon wir dachten es wäre in Einsiedeln, unserem nächsten Etappenziel, im Vorfeld nicht nötig.
In unserem Reiseführer steht: „Im Kloster stehen für Jakobspilger einige Schlafplätze für einen Nacht mit Abendessen und Frühstück zu Verfügung. Ein Schlafplatz kann erst am Ankunftstag reserviert werden. Dazu müssen Sie sich bis spätestens 19:00Uhr (je früher desto besser) an die Hofpforte wenden.“
Eine Telefonnummer steht auch dabei und so wollten wir das gleich am Morgen des nächsten Tages machen. Inzwischen sind aber weitere Pilger angekommen und raten uns, es lieber heute noch in Angriff zu nehmen, weil sehr viele Pilger unterwegs sind.
Was solls, mehr als eine Abfuhr können wir nicht bekommen und rufen an.
Die Antwort schockt erst einmal. Alle Betten sind schon belegt, wir könnten aber ein freies Doppelzimmer bekommen. Der Preis – noch ein kleiner Schock – ist dem von Konstanz ähnlich. Das wollen wir nicht gleich zusagen und versuchen es noch bei anderen Unterkünften in Einsiedeln.
Es scheint wirklich viel los zu sein, denn überall kommen Absagen, nur bei einem B&B erreichen wir niemand und sprechen auf den AB.
Tagebuch und Blog schreiben verschieben wir auf morgen, denn die Hospitalera beginnt den Tisch zu decken. Zum Essen sind wir mit Berta 8 Personen. Jimmy ist in der Stadt unterwegs und 2 weitere Pilger werden erst später ankommen. Das ist auch gut so, denn sonst würde es am Tisch ganz schön eng werden.
Es ist ein richtiges Schlemmermahl. Frisch angemachter gemischter Salat, Nudel-Gemüseeintopf und Wurstgulasch. Alle werden satt und es bleibt auch noch was übrig für die Spätankömmlinge.

Abendessen

Wenn der Hunger gestillt ist, lösen sich die Zungen. Fragen werden gestellt, Erfahrungen ausgetauscht und auch einiges aus dem Leben wird preisgegeben.
Wieder einmal stellen wir fest, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Sei es mit Krankheiten, Verlusten oder den Anforderungen von Beruf und Familie. Eine junge Frau berichtet, dass sie Brustkrebs hatte, nachdem ich von meiner Darmkrebserkrankung erzählt habe. Sie fragt, wie lange es her ist und zeigt sich erstaunt, dass ich schon zwei Jahre nach der Rückverlegung so eine Tour machen kann. Ihr wäre das nach dieser Zeit noch nicht möglich gewesen, meint sie.
Ich gebe mehr über diese Zeit Preis und erwähne auch meine depressive Phase. Berta hört genau zu und beobachtet. Dann zeigt sie, was für feine Sensoren sie hat:
„Und dich hat er in der Zeit auch ans Limit gebracht!“, stellt sie an Sabine gewandt fest.
Sie hat recht, aber wie hat sie das so schnell erkannt? Mir selbst ist es ja erst bei dieser Aussprache damals aufgegangen und trotzdem war es für mich nicht einfach, aus diesem Loch zu krabbeln.
„Ja, es war eine harte Zeit“, gibt meine Frau zu, die ebenso überrascht ist.
Jetzt ist es Sabine, die einiges preisgibt. Ich hingegen bekomme nur die Hälfte davon mit, weil es mich stark beschäftigt, das Berta nur aus meinem Bericht und Sabines Mienenspiel, solche Schlüsse ziehen kann.
Überhaupt ist dieser Austausch am Tisch genial, weil sich keiner verstellt und man dadurch auch keine Bedenken hat, sich zu öffnen.
Die Spätankömmlinge klingeln und die Runde löst sich auf. Mit ihnen sind jetzt alle 12 Betten belegt. Es wird interessant werden, denn mehr als 6 Personen in einem Zimmer hatte ich auch noch nicht.
Wir nutzen die Zeit, um wegen der nächsten Übernachtung noch einmal zu recherchieren. Die Frau vom B&B hat sich noch nicht gemeldet und andere Möglichkeiten finden wir nicht. Es frustriert uns schon ein wenig, aber bei weitem nicht so, wie noch vor Tagen in Deutschland. Wir können ja immerhin das teure Doppelzimmer nehmen, die Dame am Telefon meinte, das wäre auch morgen früh noch möglich, denn heute würde eh nichts mehr passieren.
Nachfragen bei den anderen Pilgern, wo sie übernachten, bringen uns auch nicht weiter, denn alle haben andere Quartiere gebucht. Gegen 21:00Uhr entschließen wir uns schließlich mit Zähneknirschen das Doppelzimmer in Einsiedeln zu buchen, um Sicherheit zu haben. Wir wollen ja weiter und die nächsten 2 Übernachtungen sind wegen des Wochenendes schon festgemacht.
Die Hospitalera fragt, wer mit zu einer Abendandacht in die nahe gelegene Kirche gehen will. Außer uns sind es noch 3 Frauen. Die und Berta laufen ein wenig vornweg und ich tausche mich mit Sabine über Bertas Feingefühl und die Zeit mit meinem Stoma aus. Es beschäftigt mich schon sehr, wie gut sie analysieren konnte, wie depressiv ich damals war.
Plötzlich dreht sich Berta um und ruft lachend:
„Kommt ihr zwei Turteltäubchen, nicht, dass ihr uns verloren geht.“
Wir schließen auf und ich komme nicht umhin, es ihr auch zu sagen wie faszinierend ich es finde, dass sie alle Schwingungen so gut deuten kann.
„Das sind Erfahrungswerte. Darunter auch sehr persönliche“, gibt sie schmunzelnd preis.
Von diesen Erlebnissen berichtet sie auch noch ein klein wenig und es bestätigt die Erkenntnis, dass es bei fast jedem Zeiten gibt, in denen Grenzen aufgezeigt werden. Die Frage ist nur, wie geht man damit um und welche Konsequenzen zieht man daraus.
Zu uns meint Berta: „Bei euch habe ich ein gutes Gefühl. Ihr habt euren Weg gefunden, auch hier beim Pilgern.“
Und doch gab es auf unserer Reise auch schon Schatten und Missstimmung, die wir aber immer relativ schnell abstellen konnten.

Auf dem Rückweg von der Andacht kommen wir wieder am Seeufer vorbei. Die Stimmung ist genial. So richtiges Urlaubsfeeling. Es dämmert und die Beleuchtung der Uferpromenade zaubert Lichttupfen in die Bäume, aufs Wasser und den Weg. Als hätte die untergegangene Sonne auch den Dunst mitgenommen können wir jetzt weit über den Zürichsee blicken.
Lichterschein weit entfernter Städte, die am Ufer des Sees liegen erinnert an einen Urlaub am Gardasee. Wozu auch die warme sommerliche Abendluft beiträgt. Sogar die Berggipfel können wir jetzt besser sehen. Was für ein Tagesabschluss!

Zürichsee am Abend

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