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Tag 48: Danke für das Abenteuer …

Danke für das Abenteuer und dass du mich mitgenommen hast. Das waren Sabines Worte, als sie sich auf den Abbruch unserer Tour eingestellt hatte.

Das Beitragsbild zeigt unsere Pilgerausweise, die voll waren, obwohl wir bei weitem nicht alle Stempel eingeholt haben. Die drei letzten sind schon auf Zusatzblättern, die wir uns in der letzten Pilgerherberge geben ließen.

Nun erst einmal zu dem Grund, warum wir abgebrochen haben:

Unsere Körper – vor allem meiner – hat mir den gezeigt 🖕 Er hat gesagt, die Grenze ist erreicht! Schon seit Tagen waren für mich die Anzeichen spürbar. Mein linkes Knie hat wieder geschmerzt, aber ich habe es erfolgreich verdrängt. Meine Sehkraft hat wieder nachgelassen. Vor allem beim rechten Auge. Das war in den ersten Tagen unserer Tour, im Laufe des Tages auch so, hat sich dann aber verloren. Habe ich da oft noch die Fernbrille getragen, brauchte ich sie bald nicht mehr. Ab Uebeschi habe ich sie dann fast ganztägig wieder getragen. Außerdem war ich bei Anstiegen immer schnell erschöpft. Etwas, was ich in der Form nicht so extrem kannte und mir auch nicht eingestehen wollte. Das hatte auch zur Folge, dass sich meine Stimmung verschlechtert hat. Sabine hat es festgestellt und mir auch gesagt. Ich konnte dadurch mit einigen Sachen nicht mehr so umgehen, wie es bei einer solchen gemeinsamen Tour notwendig ist.

Seit ihrem Sturz hat sich Sabines Laufverhalten im schwierigen Gelände verändert. Sie wurde zunehmend unsicherer, vor allem bei Abstiegen, noch gesteigert bei Treppen. Immer spukte der Gedanke im Kopf herum: Was passiert, wenn ich hier wegrutsche. Zieht mich dann das Gewicht des Rucksacks zur Seite und ich stürze in den Abgrund? So gesteigert erlebt am letzten Tag, beim Laufen durchs Galterntal.

Macht man so etwas zusammen, muss sich der Sicherere, um den Unsicheren kümmern und ihn – auch moralisch – unterstützen. Ich hatte aber schon mit mir zu kämpfen und es hat mich noch mehr runtergezogen, dass wir nicht vorwärts kamen. Wieder einmal habe ich nicht so gehandelt, wie es nötig gewesen wäre. Gemerkt habe ich es erst, als es zu spät war und die Stimmung wieder gedrückt war.

Sabine hat auch selbst festgestellt, dass ihr die Wärme zu schaffen macht. Ab Mittag wurde sie immer langsamer. Wir hätten also die Tagesetappen kürzen müssen, was mich wiederum runtergezogen hat. Das ich es vermutlich nicht mehr lange durchgehalten hätte, habe ich ja verdrängt.

Fazit: Vieles hat ineinander gespielt und die Freude am Erlebnis ging bei uns beiden verloren. Und wir hatten ja schon vor dem Start gesagt, wenn das passiert, brechen wir ab.

Geplant waren noch drei Etappen bis Lausanne. Die nächste bis Romont. Sabine hatte auch schon bei vier Quartieren angefragt, aber zwei Absagen bekommen, weil schon belegt und die zwei anderen haben sich nicht gemeldet. Wir waren ja bei Fribourg schon im französischsprachigen Raum angekommen. Die Anfragen also immer per Mail in Französisch und auf die Antworten warten. Besser wäre es also gewesen, immer zwei oder drei Tage im Voraus die Übernachtung festzumachen. Eine Erfahrung, die wir zu spät gemacht haben. Auf gut Glück die letzten drei Etappen durchzuziehen, wollten wir uns nicht antun, weshalb wir kurzfristig das Ende beschlossen haben.

Leicht ist uns das nicht gefallen, weil wir im Pilgern angekommen waren. Das tägliche Laufen – auch mit dem Rucksack – hat uns ausgefüllt. Die Begegnungen – wie zum Beispiel mit dem „jungen Schweizer“ oder in den Herbergen/Unterkünften – haben uns bereichert. Also gab es ein lachendes und ein weinendes Auge, bei unserer Entscheidung. Lachend, weil wir uns auf zuhause – vor allem auf die Enkelkinder – gefreut haben. Weinend, weil wir auch gerne weiter gelaufen wären.

Auch heute noch, wenn wir uns vorstellen, wie es wäre, weiter zu laufen.

Ungefähr ein Drittel der Entfernung bis Santiago haben wir bewältigt. Die über 3000 km auf ca 1800 km verkürzt. Das nachfolgende Bild zeigt die gelaufene Strecke. Die drei Lücken sind die ausgelassenen Etappen. Bei Nürnberg, bedingt durch den Aufenthalt bei Schwiegertochter und Sohn. Bei Steinhausen, weil wir eine teure Übernachtung umgehen wollten, die kostenmäsig in der Schweiz zum Standard wurde. Und nach Ravensburg, weil wir nicht eine Etappe von über 30 km bei Regen laufen wollten. Insgesamt etwa 90 km, die wir in Deutschland nicht gelaufen sind.

Also haben wir am Abend im letzten Quartier – eine noch einmal sehr schöne Unterkunft mit einer sehr freundlichen Gastgeberin – die Heimfahrt mit der Bahn gebucht. Auf dem Bild das Schloss aus dem 19. Jahrhundert, in dem wir unser Zimmer hatten.

Am Tag darauf begann dann ein neues Abenteuer. Eins, was man nicht unbedingt braucht, aber bei der DB zum Standard gehört.

Um ca 9:30 Uhr sind wir mit dem Bus nach Fribourg zurück gefahren, hatten dort aber noch Aufenthalt bis 11:33 Uhr. Die Zeit haben wir genutzt, um die Altstadt noch ein wenig mehr zu erkunden und unsere letzten schweizer Franken für Kaffee und Eis auszugeben. Das Schlendern durch die Stadt, ohne Rucksack, die wir in einem Schließfach untergebracht hatten, war ein ganz anderes Gefühl wie das Laufen am Vortag. Mit Rucksack und verschwitzt ist es unangenehm sich durch Menschenmassen zu schieben, ganz anders das Gefühl an dem Tag.

Da nimmt man Details ganz anders wahr.

Abfahrt mit der schweizer Bahn pünktlich auf die Sekunde. Entspannt die ganze Fahrt bis Basel, und auch pünktlich angekommen. Dann der Wechsel zur DB. 🤣 Wechsel ist gut, denn es gab keinen. 🙄 Der ICE der DB war defekt und kein Ersatz verfügbar. Die Angestellten der schweizer Bahn waren sehr bemüht uns eine Lösung zu offerieren und wir konnten über 1 Stunde später als geplant mit einem Ersatzzug weiter fahren. Umsteigen dann in Mannheim. Tja, und wie das so ist bei der DB, eine Verspätung und ein Problem jagt das andere, womit aus geplanten 9 Stunden Heimfahrt, fast 12 Stunden wurden. Mein Fazit: Fahre nur mit der DB, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. 🤪

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Neffets

    Hallo ihr Zwei
    Ich habe mit Bedauern heute erst gelesen, dass ihr Eure Pilgerreise aus gesundheitlichen Gründen abgebrochen habt.
    Sehr, sehr schade.
    Gesundheit geht vor!
    Immerhin habt ihr die reichlich halbe Strecke geschafft👍
    Eine Reise mit der DB ist abenteuerlicher als ein Fußmarsch durch mehrere Länder.
    Liebe Grüße von
    Neffets
    Gelegentlich werde ich mich mal melden.📞

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